Äthiopien

In Äthiopien wächst der Kaffee immer noch halbwild und in einigen Fällen sogar völlig wild. Neben einigen Regionen im benachbarten Südsudan ist Äthiopien das einzige Land, in dem Kaffee auf diese Weise wächst, da es die genetische Wiege des Arabica-Kaffees ist. In vielen Regionen ernten Kleinproduzenten daher immer noch Kirschen von wilden Kaffeebäumen, die in den feuchten Wäldern in großer Höhe wachsen, vor allem rund um Äthiopiens berühmtes Great Rift Valley.

Es gibt drei Kategorien von Waldkaffee, die in Äthiopien angebaut werden: Waldkaffee (FC), Halbwaldkaffee (SFC) und Waldgartenkaffee (FGC), wobei die Kaffeeproduzenten bei jeder dieser Kategorien immer stärker eingreifen. Waldkaffee macht insgesamt ca. 60 % der jährlichen Produktion Äthiopiens aus. Es handelt sich also um eine äußerst wichtige Produktionsmethode, die den äthiopischen Kaffee so einzigartig macht.

In allen diesen Systemen wird ein viel höheres Maß an Biodiversität aufrechterhalten als in der modernen Kaffeeproduktion in den meisten anderen Ländern der Welt. Das liegt zum einen am Waldsystem und zum anderen an der genetischen Vielfalt der Kaffeepflanzen selbst. Es gibt Tausende von bisher nicht kategorisierten 'Erbstück'-Sorten, die in Äthiopien wachsen. Alle stammen von wilder Kreuzbestäubung zwischen Arten ab, die von den ursprünglichen Arabica-Bäumen abstammen. Diese Artenvielfalt führt zu widerstandsfähigeren Kaffeepflanzen, die nicht künstlich gedüngt werden müssen. Dies bedeutet, dass 95% der Kaffeeproduktion in Äthiopien biologisch angebaut wird, obwohl die meisten Kleinbauern und Mühlen die Kosten für eine Zertifizierung nicht aufbringen können, sodass sie ihren Kaffee nicht als solchen kennzeichnen können. Da es in den äthiopischen Kaffeeanbaugebieten keine Monokulturen gibt, sind die Pflanzen auch viel weniger anfällig für die dezimierenden Auswirkungen von Krankheiten wie dem Blattrost, der in anderen Erzeugerländern aufgetreten ist.